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Motivation beginnt im Gehirn

Ist die Fähigkeit, aussergewöhnliche Leistungen zu erbringen, bereits im Gehirn angelegt? Der Neuropsychologe Prof. Dr. Walter Perrig von der Universität Bern lieferte in seinem Referat mehrere Belege für diese These und vermittelte dem Publikum einen Einblick in aktuelle Forschungsfragen.

Eignung und Neigung, die ausschlaggebenden Faktoren auf dem Weg zu Spitzenleistungen, können auf grundlegende Gehirnfunktionen zurückgeführt werden, so die These des Neuropsychologen Walter Perrig. Die Expertiseforschung, die sich mit den Gründen, die aussergewöhnlichen Leistungen zugrunde liegen, befasst, wisse bereits seit längerer Zeit, dass bei Spitzenleistungen nicht das Talent entscheidend sei. Vielmehr sei mittlerweile klar, dass Übung den Meister oder die Meisterin mache. In seinem Referat mit dem Titel „Die Rolle von Eignung und Neigung auf dem Weg zur Spitzenleistung“ beleuchtete Perrig sowohl die Sicht der Expertiseforschung als auch jene der Neurospychologie. Dank der Expertiseforschung, so Perrig, „weiss man heute, dass sehr erfolgreiche Menschen nicht grundlegend schneller oder intelligenter sind als andere. So konnte beispielsweise bei Schachweltmeistern kein aussergewöhnliches Gedächtnis festgestellt werden, auch wenn sie sehr viele Schachzüge memorisiert haben.“ Die Gründe für Höchstleistungen seien vielmehr im sozialen Umfeld und der Übungsumgebung zu finden. So wurde zum Beispiel in einer Studie die Faktoren untersucht, die einen Tennisspieler zu einem Tennisprofi machen. Die Ergebnisse zeigten, dass vor allem die Anzahl der auf dem Tennisplatz verbrachten Stunden entscheidend ist. „Im Schnitt braucht es 10 Jahre, beziehungsweise 10`000 Stunden Übung, um aus einer Person eine Expertin oder einen Experten zu machen.“, hielt Perrig fest.

 

Gipfelstürmer nutzen ihr Gehirn effizienter

Die interessante Frage, die sich nun stelle, sei folgende: „Was bringt eine Person dazu, freiwillig zehntausend Stunden lang zu trainieren, um an die Spitze zu kommen?“ Für Perrig ist die Grundstruktur unseres Gehirns entscheidend, wenn es um unsere Motivation geht. Der Neuropsychologe erklärte in seinem Referat, dass sowohl unsere Intelligenz als auch unsere Fertigkeiten und unsere Persönlichkeit auf sogenannte basale Gehirnfunktionen zurückzuführen seien. Perrig zeigte anhand von Studien, dass es klar unterscheidbare Gehirnfunktionen gibt, die auf unterschiedliche Leistungen spezialisiert sind. In der Neuropsychologie ist laut Perrig unbestritten, dass diese verschiedenen Gehirnfunktionen von Mensch zu Mensch divergieren. So kommt es, dass jeder Mensch ihm eigene Neigungen und Fähigkeiten hat. Dass diese Fähigkeiten auch im Labor nachgewiesen werden können, machte eine Studie von Perrig und seinem Team deutlich: Sie untersuchten im Labor die kognitive Leistung von sogenannten „high performers“, also Personen mit einem überdurchschnittlichen Auffassungs- und Verarbeitungsvermögen, in Situationen kognitiver Überlastung. Dabei wurde die Gehirnaktivität der high performers vor und während einer sehr schwierigen Aufgabe gemessen. Das überraschende Ergebnis war: Die high performers beanspruchten ihr Gehirn laut Perrig gerade in Momenten grosser Belastung deutlich weniger als durchschnittlich begabte Personen. Sie gingen, so Perrig, einfach viel effizienter mit ihrer Gehirnkapazität um.

 

Ist Intelligenz trainierbar?

„Die Grundkapazität des Gehirns ist verantwortlich für komplexe Leistungen“, führte Perrig aus. Uns allen sei eine grundlegende Problemlösungsfähigkeit angeboren, diese zeige sich einfach bei jeder Person in einer anderen Form. „Man kann diesen Umstand auf ein relativ simples Prinzip reduzieren“, erklärte Perrig. „Was mir leicht fällt, gefällt mir.“ Können wir nun unser Gehirn trainieren und damit unsere Eignungen und Neigungen unterstützen? In einer aufsehenerregenden Studie konnten Perrig und sein Team zeigen, dass zum Beispiel regelmässiges Training des Arbeitsgedächtnisses zu einer messbaren Intelligenzsteigerung führt. Dies klinge zwar sensationell, aber, wandte Perrig ein, man dürfe daraus nicht den Schluss ziehen, dass man Intelligenz einfach trainieren könne. Vielmehr verdeutliche dieser Befund die Vernetztheit unseres Gehirns, so der Neuropsychologe. Das Fazit, das Perrig aus den verschiedenen Studien zieht, ist die Aufforderung, genau zu beobachten und herauszufinden, was ein Kind mag und was nicht. Damit ein Kind seine Fähigkeiten optimal entfalten kann, müsse es die Möglichkeit haben herauszufinden, wofür es geeignet ist, und vor allem, was ihm gefällt.


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