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FÜHREN UND FÖRDERN IN ALTERSGEMISCHTEN TEAMS

Führen und Fördern in altersgemischten Teams. Der diesjährige Biergartentalk versprach eine angeregte Diskussion. Auf dem Podium nahmen Platz: Ottmar Hitzfeld und Mattias Müller-Arpagaus.

Die Brez’n wurden ofenfrisch serviert, das Weissbier floss, die Akademiebesucher und -besucherinnen sassen in lockerer, ungezwungener Atmosphäre auf ihren Holzbänken beisammen. Alles war angerichtet für den sogenannten Biergartentalk, der seit der zweiten Sommerakademie ein fester Programmpunkt ist, der nicht mehr wegzudenken ist. Vieles erinnerte – eingebettet in das wunderschöne Bergpanorama Engelbergs – an die Kultur Münchens. Und so passte es wie das Tüpfelchen aufs i, dass auch der diesjährige prominente Talkgast seine grössten Erfolge in der bayerischen Landeshauptstadt feierte. Ottmar Hitzfeld, Nationalmannschaftstrainer der Schweiz, nahm auf dem Podiumsstuhl Platz und war bereit, dem neugierigen Publikum einen Einblick in seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz als Ex-Trainer europäischer Grossclubs zu geben. Flankiert wurde Hitzfeld durch einen zweiten Talkgast, der dem Lörracher Fussball-Lehrer bezüglich Erfahrung im Bereich der Teamführung in nichts nachsteht. Mattias Müller-Arpagaus plauderte aus dem Nähkästchen über seine Arbeit als Leiter von drei Chören. Inhaltlich drehte sich der Talk um das Thema: Führen und Fördern in altersgemischten Teams.

 

Auf die Frage, wie es denn sei, in der heutigen Zeit eine altersgemischte Truppe namhafter Fussballer zu führen, monierte Hitzfeld, dass der heutige Spielertyp „viel aufgeschlossener und selbstbewusster“ sei und es ihm gelinge, dem Druck der Leistungsgesellschaft standzuhalten. Früher seien die Spieler schüchterner gewesen, hätten mehr Respekt gehabt, seien nicht derart furchtlos gewesen. Was Ottmar Hitzfeld in seiner Arbeit – unabhängig vom Alter der Spieler – zu den absoluten Grundpfeilern erfolgreicher Arbeit zählt, ist die Fähigkeit, sich auf den Spieler einzulassen, ein persönliches Verhältnis aufzubauen und mit ihm in einen offenen, konstruktiven Dialog zu treten. Dabei seien Werte wie Ehrlichkeit, Vertrauen und Respekt die zentralen Elemente, um ein erfolgreiches funktionierendes Team führen zu können. „Schenkt man Vertrauen, kriegt man auch Vertrauen zurück“, erklärte Hitzfeld und betonte dabei, wie wichtig es sei, selbst eine Vorbildfunktion einzunehmen und die Werte authentisch vorzuleben. Nur so könne ein Teamspirit entstehen. Auch Mattias Müller betonte die Wichtigkeit eines harmonierenden Teams und merkte dabei mit einem Augenzwinkern in Richtung seines Talkpartners an, dass er als Chorleiter – im Gegensatz zum Fussballtrainer – nicht einfach die Möglichkeit habe, das ganze Team auszuwechseln, wenn dieses die Leistung nicht erbringe. Und erntete damit die ersten Lacher in der Runde. „Und ja“, fügte Müller an, „schliesslich singt der Chor auf einem anderen Niveau wie die Schweizer Fussballer kicken.“ Ein weiterer amüsanter Seitenhieb an die Adresse Hitzfelds, der diesen mit Humor quittierte.

 

„Die richtige Mischung“ brauche es, um mit altersgemischten Teams Erfolg zu haben. Dies betonten beide Gäste. Routine sei wichtig, jugendliche Frische genauso. Disziplin gehöre zum Spiel, die Unbekümmertheit der jungen Wilden ebenso. Der perfekte Altersmix führt auch den Chor zu musikalischen Höchstleistungen. Der ideale Chor, so Müller, müsste sich alterstechnisch folgendermassen zusammensetzen: Die jungen Frauen übernehmen die Sopran-Stimmen, die alten Damen die Alt-Tonlagen, Tenor ist für die jungen Männer bestimmt und die Bass-Stimmen wären idealerweise Aufgabe der „reiferen Herren“.

Während die Wolken über dem Engelberger Nachmittagshimmel immer dunkler wurden, war der unterhaltsame und informative Biergartentalk in vollem Gange. Fragen aus dem Publikum, etwa jene eines Fussball-Coaches aus einer Schweizer Gemeinde, wie denn junge Spieler heutzutage „anzupacken“ seien, kommentierte Experte Hitzfeld gewohnt lässig. Es gehe stets darum, sich im Spannungsfeld straffer Führung, Lockerheit und Grosszügigkeit situativ zu bewegen. Gerade junge Menschen sollen auch den Freiraum geniessen dürfen, „auch mal Fehler zu machen“ und diese als Lernfelder zu betrachten. Schliesslich gehe es im Leben darum, egal ob im Leistungssport oder bei Chorgesang auf hohem Niveau, stets dazuzulernen, Neues zu kreieren, Altes zu hinterfragen und dementsprechend auch mit zunehmendem Alter mehr Verantwortung zu übernehmen. Darum sagt Hitzfeld, dass er „die ältere Spielergeneration“ immer härter angepackt habe, damit sie lernen, dass sie „die Jungen führen müssen“.

 

Nach gut 45 Minuten Biergartentalk, der ersten Halbzeit, um im Jargon Hitzfelds zu bleiben, begann es aus Kübeln zu giessen. Und alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen zogen sich zurück in die Kabinen zum wohlverdienten Pausentee. Die zweite Halbzeit ging danach im Hotel Europe weiter, da das Gewitter zu heftig über Engelberg tobte.

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