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Offene, aber ängstliche Schweiz

Migration und Integration sind keine neuen Themen im Hinblick auf die Schweiz. Professor Patrick Kury des Historischen Instituts der Universität Bern erläuterte an der Sommerakademie 2012 den historischen Verlauf der Migration und Integration in der Eidgenossenschaft.

Die Schweiz hat europaweit eine der höchsten Einwanderungsquoten, aber auch eine der  höchsten Wachstumsraten. Die politische Diskussion bewegt sich von offener Migration bis hin zu restriktiver Ausländerpolitik. Dies ist für die Schweiz jedoch nichts Neues. Patrick Kury, Professor am Historischen Institut der Universität Bern, unterscheidet generell drei Phasen der schweizerischen Haltung im Bezug auf Migrationsfragen und zeigt in seinem Referat auf, dass die Schweiz weder schwarz noch weiss über dieses Thema denkt.


Von liberal zu restriktiv

Bis zum 1. Weltkrieg spricht Kury von einer liberalen Phase, die sich durch eine offene Einbürgerung mit bilateralen Abkommen kennzeichnet. Während dem Krieg ging die Einwanderungsrate stark zurück. Die zweite Phase bezeichnet Kury als restriktiv. Während dem zweiten Weltkrieg wurden die Grenzen geschlossen, die Schweiz schottete sich ab. Antisemitische Stereotypen kreierten ein Feind- und Angstbild, die Schweizer Bevölkerung fürchtete sich vor einer Überfremdung. 1941 war die Angst vor Ausländern am höchsten, obwohl in diesem Jahr der Ausländeranteil in der Schweiz auf dem tiefsten Punkt des gesamten 20. Jahrhunderts lag.


Widersprüchliche Entwicklung

Von einer „Desintegration“ spricht Kury in Bezug auf die Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. „In den 50er und 60er Jahren erreichten erstmals politische Parteien und der Bund eine wichtige Rolle in der Ausländerpolitik“, erklärt Kury. Gerade kleine und rechte Parteien schrieben sich den Kampf gegen die Überfremdung auf die Fahnen. Während der politische Diskurs eine Radikalisierung und Emotionalisierung erfuhr, so entstanden in derselben Zeit auch solidarische Bewegungen zugunsten der Ausländer. 1991 wurde die doppelte Staatsbürgerschaft anerkannt, 1994 ratifizierte die Schweiz das Antirassismus-Gesetz und 1999 wurde das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der Europäischen Union unterzeichnet. Immer mehr qualifizierte Ausländer wanderten in die Schweiz ein. Die Angst vor der Überfremdung jedoch blieb bestehen und wurde in letzter Zeit vor allem durch die Schweizerische Volkspartei SVP instrumentalisiert.


Die widersprüchliche Haltung der Schweiz zwischen Offenheit und Restriktion bleibt bestehen. Während die Schweiz vom Ausland abhängig und auf fremde Arbeiter angewiesen ist, so haben Ausländer auf nationaler Ebene bis heute kein Stimm- und Wahlrecht. Im internationalen Vergleich wird die Schweiz, laut Kury, als offen gegenüber Ausländern wahrgenommen, doch was die Rechte der Ausländer angeht, ist die Eidgenossenschaft sehr zurückhaltend. Kury schliesst sein Referat mit einem Plädoyer für einen offenen Umgang mit AusländerInnen und die Anerkennung ihrer Rechte.

Migration und Integration im Wandel der Zeit

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