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Ein Wegweiser durch den Stiftungsdschungel

Stiftungen sind unbekannte Wesen, manchmal gar ein wenig ungeheuerlich. Vielleicht Steuerflüchtlinge? Ominöse Reiche, die sich über jeden Sozialarbeiter freuen, der sie anbettelt? Oder Firmen, die ihre schmutzigen Geschäfte reinwaschen? Im Workshop „So funktionieren Förderstiftungen“ haben Patric Schatzmann von der Stiftung Mercator Schweiz und Michaela Gasser von der Ernst Göhner Stiftung Licht ins Dunkel gebracht und Vorurteile aus der Welt geschafft.

Text: Ursina Ghilardi, Fotos: Daniel Barnbeck

Wie denken Stiftungen?
„Jeder von uns ist wahrscheinlich Spender einer Organisation“, erklärt Patric Schatzmann von der Mercator Stiftung Schweiz. „Man stellt der Organisation finanzielle Mittel oder Zeit zur Verfügung, ohne dafür einen direkten Gegenwert zu erhalten.“ Dahinter steckt die Motivation, etwas verändern zu wollen oder ein gutes Gewissen zu haben. Nicht viel anders ist die Rolle der Stiftungen: Auch sie möchten mit ihrem Geld etwas bewirken. Stiftungen sind also darauf angewiesen, dass es gute Projekte gibt, die sie unterstützen können, sonst können sie ihren Zweck nicht erfüllen.

Was ist eine Stiftung? Was ist der Stiftungszweck?
Eine Stiftung ist verselbständigtes Geld, sie gehört niemandem. Jede Stiftung hat einen Stiftungszweck, in dem festgelegt ist, welche Projekte mit dem Geld gefördert werden. Der Stiftungszweck ist zumeist sehr offen formuliert, wird in weiteren Bestimmungen aber konkretisiert. So ist es möglich, dass als Stiftungszweck zwar „Musik“ gefördert wird, doch sich diese Förderung bei der Ausführung auf „klassische Musik“ beschränkt. Da das Geld/der Zweck der Stiftung nicht selbst handeln kann, braucht es den Stiftungsrat, der das Geld gemäss dem Stiftungszweck verteilt. Das Geld gehört aber nicht dem Stiftungsrat.

Welche Arten von Stiftungen gibt es?
Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Stiftungen und nicht alle verfolgen die gleiche Absicht. Diejenigen Stiftungen, die Geld für Projekte zur Verfügung stellen, nennt man „Förderstiftungen“. Wie die einzelnen Förderstiftungen funktionieren, ist sehr unterschiedlich und die Stiftungslandschaft sehr heterogen. Dies ist einerseits mühsam, weil man sich jedes Mal wieder neu in die Abläufe einlesen muss, andererseits hat es den Vorteil, dass ein einmal abgelehntes Projekt bei einer anderen Stiftung durchaus eine Chance hat.

Wie finde ich die passende Stiftung?
Es gibt eine Vielzahl von Stiftungen, die am Projekt interessiert sein könnten. Doch diese müssen gefunden werden. Als Vorgehen empfiehlt Patric Schatzmann, zunächst eine Internetrecherche durchzuführen und alle potentiellen Förderer aufzulisten:


Nebst der Internetrecherche empfiehlt es sich, auch Webseiten von ähnlichen Projekten anzuschauen – die Chance, dass die dort aufgeführten Stiftungen auch das eigene Projekt fördern, ist gross.
Da diese Liste sehr lang werden kann, soll sie danach reduziert werden. Hierzu soll der Stiftungszweck auf der Webseite genauer angeschaut und bewertet werden, wie gut Stiftungszweck und Projekt zusammenpassen.  
Je besser der Stiftungszweck zum Projekt passt, desto grösser ist die Chance auf Fördergelder. Eine Ablehnung des Gesuchs muss deshalb nicht heissen, dass das Projekt schlecht ist. Da der Stiftungszweck sehr offen festgelegt wird, sind weitere Einschränkungen die Regel. Der Teufel kann gut im Detail stecken.

Welche Regeln müssen beim Stellen eines Gesuchs beachtet werden?

Bevor ein Gesuch eingereicht wird, müssen nebst dem Stiftungszweck auch die formalen Richtlinien studiert werden. Diese finden sich meist auf der Webseite. Der Ablauf ist je nach Stiftung unterschiedlich: Mal ist eine Vorabklärung per Telefon erwünscht, mal nicht; mal werden die Unterlagen per Post, mal elektronisch verlangt. Es ist wichtig, diese Regeln zu beachten und das Gesuch vollständig einzureichen. Ebenfalls ist es laut Patric Schatzmann erfolgsversprechender, fünf Gesuche zu versenden, die genau auf die Stiftung zugeschnitten sind, statt 50 Serienbriefe zu verschicken.

Weitere Hilfestellungen und Anleitungen zur Erstellung von Fördergesuchen:


Was ist der Unterschied zum Sponsoring?
Stiftungen betreiben kein Sponsoring. Deshalb sollen sie nicht als Sponsoren aufgeführt werden. Sponsoring verlangt immer eine Gegenleistung und ist daher mehrwertsteuerpflichtig und nicht gemeinnützig. Da die Unternehmen die Preise besser kennen und oftmals besser verhandeln können, muss man aufpassen, dass man nicht über den Tisch gezogen wird.
Gewisse Stiftungen befinden sich nahe am Sponsoring, zum Beispiel wenn der Firmenname im Namen der Stiftung enthalten ist und verlangt wird, dass die Stiftung auf der Projektwebseite etc. häufig genannt wird.

Welche Trends sind zu beobachten?
Stiftungen werden zunehmend professioneller und transparenter. Trotzdem gibt es noch immer Stiftungen ohne Webseite oder Geschäftsstelle. Transparenz heisst bei Stiftungen nicht zwingend, dass Geldgeber oder Geldanlagen offengelegt werden, sondern wie viel Geld zur Verfügung steht, wie viele Anträge im vergangenen Jahr an- oder abgelehnt wurde oder wer im Stiftungsrat sitzt. Es gibt aber auch Stiftungen, die bewusst auf eine Webseite verzichten, etwa um nicht von Gesuchen überschwemmt zu werden.

Soll bei mehreren Stiftungen ein Gesuch für Fördergelder gestellt werden?
Einige Stiftungen möchten das Projekt gerne vollständig selber finanzieren, andere erwarten Partner, seien es andere Stiftungen oder die öffentliche Hand, damit das Projekt breiter abgestützt ist.

Wie finanziere ich mein Projekt längerfristig?
Längerfristige Finanzierung durch Stiftungen ist die Ausnahme. Das Ziel ist meist, den Start des Projektes zu ermöglichen und die Finanzierung danach der öffentlichen Hand zu übergeben. Die Stiftungen sind sich bewusst, dass die Konzentration auf Projektförderung problematisch ist, da nicht nur am Anfang Kosten anfallen. Eine Möglichkeit ist daher, den Projektbegriff weit zu fassen und auch eine Arbeit im Hintergrund, wie die Qualitätsüberprüfung, als Projekt zu betrachten.

Was mache ich, wenn die Stadt aus Spargründen mein Projekt nicht mehr länger finanzieren will?
Es gibt die Möglichkeit, zur Stiftung zurückgehen, die das Projekt anfänglich finanziert hat und die Situation erklären. Grundsätzlich wollen Stiftungen aber nicht die Aufgaben der öffentlichen Hand übernehmen. Im Notfall muss man der Stadt das Messer an den Hals setzen.

Kontrollieren die Stiftungen, wie das Geld eingesetzt wird?
Ja, es werden im Normalfall Schlussberichte oder Zeitungsberichte als Dokumentation verlangt. Zum Teil interessieren sich die Stiftungen auch für die Anzahl Arbeitsstunden, die für das Projekt eingesetzt werden.

Weiterführender Link: www.juniorexperts.ch/hilfsmittel

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