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Wie ein System Schule macht

So geht es nicht weiter mit dem Schweizer Bildungssystem, meint Reiner Eichenberger, Leiter des Instituts für Finanzwirtschaft an der Universität Fribourg. Wieso nicht, zeigte der Ökonom an der Sommerakademie Engelberg anhand von acht Thesen auf.

Er provoziere gerne, stellt Reiner Eichenberger gleich zu Beginn seines Referats am Dienstagmorgen im Engelberger Kursaal fest. Und so will er auch an der Sommerakademie einen neuen Blickwinkel auf das Schweizer Bildungssystem eröffnen. Denn dieses sei systematisch falsch. Zumindest aus Sicht eines Ökonomen und Vaters, wie er sagt. Wieso sich Eichenberger traut, eine so gewagte Aussage zu machen, zeigt der Leiter des Instituts für Finanzwirtschaft an der Universität Freiburg anhand von verschiedenen Beispiel auf – und zwar an total acht Thesen für ein besseres Schulsystem.

Wegselektionierung kontra Qualität
Eichenberger vergleicht das Schweizer Bildungswesen dabei mit einem Unternehmen. Eins sei unbestritten: „Kein Manager will eine solche Firma führen.“ Und auch keine Firma könne so mit ihren Mitarbeitern umgehen, wie es in den Schweizer Schulen mit Kindern und Jugendlichen geschehe. „Die Schüler sind einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt – dauernd werden sie geprüft, erhalten regelmässig Feedback, ob sie genügen oder eben nicht genügen.“ Wer nicht genügt, werde zurückversetzt, abgestuft oder ausgeschlossen. „Ein solches System, eine solche Firma, hat keinen Anreiz zu wachsen und grösser zu werden.“

In diesem Kontext kritisiert Eichenberger auch die strenge Selektion von Schülern schon in jungen Jahren. So würden beispielsweise mit der harten Auswahl bei „Gymiprüfungen“ auch gute Schüler wegselektioniert. „Dies wirkt sich zwar positiv auf die Schulqualität aus“, führt er aus, „den Schaden der Wegselektionierung kann dieser Wert jedoch nicht wieder gutmachen.“

„Wer frei wählt, fordert mehr“
Ein Knackpunkt ist für den Ökonomen auch die fehlende Vielfalt in der Schweiz. „Es gibt so viele veschiedene Normalitäten.“ Dementsprechend gebe es also nicht nur eine richtige Lösung. „Warum können nicht verschiedene Schulsysteme nebeneinander existieren?“, stellt er die Frage in den Raum. Die freie Schulwahl würde nicht nur für einen Wettbewerb unter den Institutionen, sondern auch für vernünftige Regulierungen sorgen. „Und nicht zuletzt auch für mehr Begeisterung bei Lehrpersonen, Schülern und Eltern“, ist Eichenberger überzeugt.

Diese Begeisterung sei ein wichtiger Wert. Wie es um die Freude und Zufriedenheit der Schweizer Schüler steht, wird in den PISA-Studien untersucht. So gaben in den Untersuchungen von 2012 rund 15,6 Prozent der Schweizer Jugendlichen an, unzufrieden mit ihrer Schule zu sein. Und 12,6 Prozent meinten, sie seien sogar unglücklich in der Schule. Eichenberger gibt jedoch nicht viel auf diese Werte: „Die Pisa-Daten dienen immer als Qualitätsargument – dabei kommt es nur auf den richtigen Vergleich an.“ So schneidet beispielsweise Finnland schlechter ab, was die Zufriedenheit der Schüler angehe. Der Grund sei jedoch nicht, dass die Schulen schlechter seien. Der Grund sei die freie Schulwahl. „Wer seine Schule selber auswählt, fordert auch mehr und traut sich auch, zu kritisieren.“

Aus Sicht des Ökonomen ist klar: „In unserem Bildungswesen fehlt die Kosten-Nutzen-Perspektive.“ Diese zu verbessern sei schwierig. Nichtsdestotrotz – der Ökonom hat eine klare Forderung: Das wirtschaften darf nicht auf Kosten der Kinder gehen. „Qualität statt Quantität – die Kinder, die wir haben, sollten bestmöglich gefördert werden.“

Text und Foto: Anina Peter 

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