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dérive – zielloses Umherschweifen in Engelberg

In seinem Workshop dérive stellt Dani Fels eine neue Form der Stadterkundung vor: das ziellose Umherschweifen. Die Teilnehmenden sollen sich treiben lassen und bewusst vom Weg abkommen. Damit das auch gelingt, gibt es gewisse Vorgaben. Das mag im ersten Moment widersprüchlich klingen – wer ziellos umherschweift, hält sich doch eben gerade nicht an Vorgaben. Die Strukturierungshilfe ist aber nötig, weil wir uns sonst an unsere Muster und bekannten Wege halten. Wer zum Beispiel beruflich mit Stadtplanung zu tun hat, meint die Stadt bereits zu kennen. Mit dérive entsteht jedoch eine neue Sichtweise und die spielerische Herangehensweise befreit vom Denken in gewohnten Mustern. So werden Orte neu entdeckt, anders wahrgenommen als bisher.

Im Workshop werden die Teilnehmenden in Gruppen aufgeteilt, jede Gruppe erhält ein Kartenset. Blaue "Get Lost"-Karten, orange "Action"-Karten und grüne "Perception"-Karten. Erstere zeigen an, in welche Richtung man sich verlaufen soll. Unsere Vierergruppe zieht eine: "Go right" steht darauf. Wir drehen uns also nach rechts und laufen los – ohne weiteres Ziel. Unterwegs ziehen wir eine "Action"-Karte und erhalten den Auftrag, ein Video zu machen. Die grüne Karte zielt auf die Wahrnehmung ab und soll uns dazu bringen, uns mit allen Sinnen auf den Raum einzulassen. Wie uns geheissen, betrachten wir den Kiesboden und filmen ihn, während wir weitergehen. Als wir eine Kreuzung erreichen, ziehen wir die nächste blaue Karte, die uns weiter bis zum nächsten Park schickt. So geht es immer weiter: Die blauen, orangen und grünen Karten werden abwechselnd gezogen und die Aufträge ausgeführt. Wir betrachten die Wolken, biegen an einer Kreuzung nach links ab, unterhalten uns darüber, wonach die Luft riecht und bleiben schliesslich unentschlossen an einer Kreuzung stehen: Sollen wir noch das Kloster auf der anderen Strassenseite besichtigen oder nicht? Wir nutzen den Würfel als Entscheidungshilfe und bestimmen: Augenzahl 1-3 bedeutet ja, 4-6 heisst nein. Der Würfel zeigt eine 4, also kein Kloster-Besuch für uns. Wir ziehen die nächste Karte und gehen weiter, setzen uns ein paar Minuten auf eine Bank, beobachten das Geschehen um uns herum und folgen schliesslich unauffällig einem Passanten.

Die Erklärung zu dérive klingt erst einmal nach einem Spiel, nach lustigen Aufträgen (folgen Sie mal einem Passanten und lassen Sie ihn den Weg bestimmen!), nach einem unterhaltsamen Spaziergang. Seine volle Wirkung entfaltet dérive, wenn man aus konkretem Anlass ziellos umherschweift – zum Beispiel, wenn ein Jugendarbeiter nach Freiräumen für Jugendliche in der Stadt sucht. Mit dérive stolpert man über Orte und nimmt "seine" Stadt anders wahr. Die Beobachtungen können auch dokumentiert werden, damit man später darauf zurückgreifen kann.

Dérive ist nützlich, zum Beispiel in der Jugendarbeit und in der Stadtplanung. Es ist aber auch eine Möglichkeit, sich auf eine andere Art auf den nächsten Urlaubsort einzulassen. Probieren Sie aus! nowhere-nowhere.org/2015/09/30/how-to-do-a-derive/ oder deriveapp.com ;

Text: Anita Béguelin
Fotos: Raphael Hünerfauth

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