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Risikokompetenz?! Vom Geniessen und „Süchtig-Sein“: Von Genussmitteln bis zu „neuen“ Medien

Prof. Dr. Thomas Hengartner, Direktor des Collegium Helveticum und Professor für Volkskunde am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft ISEK der Universität Zürich über einen alternativen Zugang zum Kompetenzbegriff.

„Es isch eifach geil, high z’si.“ So die saloppe Aussage eines Jugendlichen aus Bern im Interview mit Tize.ch, das zur Einstimmung auf das Referat von Prof. Dr. Thomas Hengartner dient. Bei einer Strassenumfrage in der Hauptstadt geht Tize dem Umgang von Jugendlichen mit Genussmitteln wie Cannabis nach. Hengartners anschliessender Vortrag zum Thema Risikokompetenz in der Beziehung zu Genussmitteln und Neuen Medien eröffnet eine neue Herangehensweise innerhalb dieser Debatte.

Sucht als kulturelle Kompetenz

So betont Hengartner den Aspekt des Konsumierens von Genussmitteln als kulturelle Kompetenz. Diese Praxis sei eingebettet in unsere Vorstellungswerte und Handlungspraxen im Alltag. Alkohol sei mittlerweile als „Vergemeinschaftungsgetränk“ in unserer Kultur angekommen. Bei Massenevents wie dem feuchtfröhlichen Oktoberfest würden durch Alkohol Ad-hoc-Communities geschaffen. Ebenso symbolisiere das Anstossen mit Champagner ein festliches und nicht-alltägliches Ereignis – beispielsweise eine Hochzeit.

Der Rausch und der daraus resultierende Exzess werden nach Prof. Hengartner dadurch erwartbar. Alkohol als Genussmittel findet so Eingang in die Routine der Menschen. Dabei sei es wichtig, dass sich die Gesellschaft dem „veralltäglichten“ Alkoholkonsum gewahr werde. Die Akzeptanz des rituellen Suchthandelns sei wichtig für die Risikokompetenz. Dabei gehe es jedoch nicht um eine Ermächtigung, wer die Sucht definiert. Um sich Risikokompetenzen im Umgang mit Genussmitteln anzueignen, sei eine reflektierte ganzheitliche Betrachtungsweise unabdingbar. So bestimmen nicht nur die körperlichen und medizinischen Auswirkungen eine Sucht, sondern auch gesellschaftliche und kulturelle Faktoren. Zudem solle Suchthandeln nicht aus einer Defizitsituation heraus definiert werden.

Handy zur Kompetenzerweiterung?

Im zweiten Teil seines dichten Referats beschreibt Hengartner das Handy als modernes Suchtmittel, das ebenfalls seinen Weg in den Alltag gefunden habe. Der Ethnologe bezieht sich bei seinen Erläuterungen mehrfach auf die vom Medientheoretiker Marshall McLuhan definierte körperliche Verlängerung und Entkoppelung aufgrund des neuen Mediums. Denn durch das Aufkommen neuer digitaler Medien wie dem Smartphone würden Distanz und Nähe als neue Kompetenzen verhandelbar gemacht.

Weiter wird der Punkt betont, dass nicht Inhalte abhängig machen, sondern der menschliche Konsum innerhalb der kulturellen Praxis.: „Das alte Muster des Süchtigseins, wird beim Handy obsolet. Handlungs- und Bewertungsmuster sind stets neu zu bewerten und zu justieren.“


Text: Olivia Borer
Fotos: Raphael Hünerfauth

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