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Am Ende hat jeder zwei neue Gedanken

Bei der "Living Library" gaben vier Fremde Einblick in ihr Leben.

Einer fremden Person einfach mal alle Fragen stellen, die ich möchte? Sie muss nicht auf alles antworten, wenn sie es nicht will, aber wenn sie es tut, muss sie es ehrlich tun. 

 

Die "Living Library" bietet eine lebende Bibliothek: Am Mittwochabend erzählen bei der Sommerakademie in Solothurn vier verschiedene, fremde Persönlichkeiten an vier verschiedenen Orten ihre Geschichten. Sie sind Bücher, die bereit sind sich für die Besuchenden zu öffnen – wenn sie die richtigen Fragen stellen.

 

Dabei wussten alle vier zuvor nicht, worauf sie sich einlassen. Ein eher ungewöhnliches Experiment und für das ein oder andere ausgewählte Buch vielleicht doch unangenehmer als gedacht. 

 

Die Idee stammt aus Dänemark. An einem Festival erfanden Jugendliche das Konzept der "Living Library". Ihr Motto: Wenn wir nicht ehrlich miteinander sprechen, entsteht nur Illusion. Ihr Aufruf: "No violence anymore!" 

 

Fast schon mysteriös wirkt die Spielanleitung die die Schauspielerin und Regisseurin Sandra Löwe an die Sommerakademie-Teilnehmer weitergibt. Jedes Buch hat eine eigene Station auf das Landhaus verteilt: Der Steg, der einen Blick auf die Bötchen die über die Aare schippern frei gibt, der Ratssaal, in dem sich jeder mal politisch fühlen kann und im großen Saal, dessen Türen nach draußen geöffnet sind, so dass die vorbeigehenden Spaziergänger neugierig hereinschauen.

 

Jedes Mal wenn Löwe mit einer Ziegenglocke läutet ist wieder Pause angesagt und die Besucher müssen sich zu einem anderen Ort und damit auch zu einer anderen Lebensgeschichte und einem anderem lebenden Buch begeben. Insgesamt sind vier Personen bereit die verschiedenen Lebenswege die sie bis dato gegangen sind mit den Anwesenden zu teilen: Die Initiantin der Genossenschaftsbeizen Heidi Gruber, Kinderarzt Thomas Baumann, Archivar Urs Amacher und der Techniker des Naturmuseums Solothurn Max Widmer.

 

Und wie fühlt sich das an?

 

Die einen stellen eine Smalltalk-Frage, die anderen wollen wirklich den Sinn des Lebens ergründen. Die einen stellen ganz viele Fragen, die anderen hören lieber nur zu. Und die lebenden Bücher blättern in ihren Seiten, um eine passende Antwort zu finden. 

 

Es geht um die sogenannten wichtigen Entscheidungen des Lebens. Aber schlussendlich, wenn jedes der Bücher auf sein bisheriges Leben zurückblickt, dann fliesst doch alles einfach seinen gewohnten Gang. Irgendwie fliesst es immer weiter – die Zeit, der Alltag, das Ungewöhnliche – genau wie die Aare am Landhaus vorbei. 

 

Beim Zuhören merke ich, wie ich mich selbst wieder in Frage stelle und vergleiche. Es gibt Dinge, die mir die Bücher erzählen, in denen ich mich wiederfinden kann und mich dadurch irgendwie bestätigt fühle. Ich merke, wie die Erzählungen von bereits Erlebtem bei mir neue Gedanken an den Tag bringen. Kein Wunder, dass die Organisatorin der "Living Library" mir vorab folgendes Platon-Zitat überreichte: "Wenn zwei Knaben jeder einen Apfel haben und sie diese Äpfel tauschen, hat am Ende auch nur jeder einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und sie diesen austauschen, hat am Ende jeder zwei neue Gedanken." 

 

Es gibt aber auch Erfahrungen und Erlebnisse, die ich noch nicht gemacht habe, die ich vielleicht mal noch machen werde oder nie erleben möchte. Nur kann sich das keiner aussuchen. Denn alles fliesst. 

 

infoklick.ch ist auch ein Buch

 

Doch nicht nur die vier Fremden haben etwas zu erzählen. Bei der anschliessenden Geburtstagsparty zum 20. Jubiläum von infoklick.ch zeigt sich deutlich: Auch infoklick.ch ist ein Buch mit einer erzählenswerten Geschichte. Wenn Markus Gander von den Anfängen mit Bier und einem Gemeinderat, der das Internet ablehnt – weil "es keine Zukunft hat"– spricht, eröffnet sich eine neue Welt. 

 

Die Aare fliesst schon sehr lange am Landhaus vorbei. Die vergangenen Tage ist der Informationsfluss durch die Sommerakademie geflossen. Und die Geschichte von infoklick.ch fliesst noch ein bisschen weiter – auf die nächsten 20 Jahre oder bis Jugendliche, vielleicht eines Tages, diese Art von Unterstützung gar nicht mehr brauchen – dann hat der Fluss sein Ziel erreicht.

 

Text: Tamara Keller

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