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Pippi Langstrumpf als Vorbild

Zum ersten Mal stand das Thema der Sommerakademie im Mittelpunkt: Die Pädagogin Corina Wustmann vom Marie Meierhofer-Institut für das Kind Zürich präsentierte am letzten Tag der Konferenz die neusten Erkenntnisse aus der Resilienzforschung.

 

 


Es war viel über Resilienz gesprochen worden an der Sommerakademie 2009, doch die Sorge von Referentin Corina Wustmann, sie wiederhole in ihrem Vortrag vor allem Dinge, die bereits gesagt worden seien, erwies sich als unbegründet. Im Gegenteil: Auf frische und interessante Weise gelang es der Pädagogin, in ihrem rund einstündigen Referat die wichtigsten Faktoren für Resilienz zusammenzufassen und gleichzeitig neue Forschungserkenntnisse zu präsentieren.

 

Der Einstieg in ihr Referatsthema „Kinder stärken im Frühbereich: Beobachtungen und Dialoge am Beispiel der Bildungs- und Lerngeschichten“ war dabei durchaus unkonventionell: Wustmann brachte als Beispiel für ein besonders resilientes Kind eine der berühmtesten Figuren der Kinderliteratur, Pippi Langstrumpf. Das Mädchen, das früh seine Mutter verlor und danach zumeist ohne Vater in einem grossen Haus allein aufwuchs, würde man heute wohl als schwer gefährdet bezeichnen. „Aber“, so Wustmann, „Pippi Langstrumpf verfügt eben über genau jene Dinge, die wir bei resilienten Kindern beobachten können: Eine hohe Selbstwirksamkeit, viel Optimismus, Kreativität und gute Freunde. Diese helfen ihr, die vielen biografischen Risiken in ihrem Leben zu bewältigen und machen sie damit zu einem Vorbild für viele Kinder.“

 

Resilienz definierte Wustmann als psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken. „Oder in anderen Worten: Kindern, die schwimmen, obwohl sie eigentlich untergehen müssten.“ Bis ein Kind allerdings so weit ist, braucht es Einiges: Resilienz hat für Wustmann nicht mit Machbarkeit oder Herstellbarkeit zu tun, sondern sie ist ein Beziehungsprodukt, das sich vor allem auch aus der sozialen Interaktion ergibt. Kinder bräuchten Räume, in denen sie ihre Widerstandsfähigkeit erproben und immer wieder neu erarbeiten können. Wichtig war für Wustmann dabei die Erkenntnis dass sich Resilienz keineswegs nur im Kindesalter entwickeln kann, sondern auch später im Leben noch viel auf- und nachgeholt werden kann. Oder anders gesagt: junge Menschen, die noch nicht schwimmen können, können es durchaus noch lernen.

 

Resiliente Menschen fühlen sich nicht als Opfer

Schutzfaktoren, welche die Resilienz fördern oder begünstigen, können zum Beispiel Menschen aus dem näheren familiären oder nachbarschaftlichen Umfeld, aber auch Lehrpersonen sein. Zentral ist dabei vor allem, dass diese Personen den gefährdeten Kindern und Jugendlichen das Gefühl geben, dass sie etwas können und ihnen so Mut machen, sich neue Ziele zu setzten. In den Worten von Pädagogin Wustmann: „Resiliente Menschen fühlen sich nicht als Opfer, sie planen voraus und sehen das, was um sie herum passiert, als Herausforderung. Und sie haben irgendwo in ihrem Umfeld eine Person, die ihnen genau das spiegelt.“

 

Im letzten Teil ihres Referats berief sich Wustmann auf den Titel ihres Vortrags und stellte das Konzept der Bildungs- und Lerngeschichten vor, das von einer neuseeländischen Pädagogin entwickelt wurde. Dabei werden zweimal pro Jahr die Lernerfolge eines Kindes in narrativer Form aufgeschrieben und danach in einem Portfolio für die Eltern und später auch für das Kind aufbewahrt. Diese Bildungsgeschichten dienen einerseits als Erinnerungshilfe für das Kind selbst und zeigen andererseits sehr genau die individuellen Interessen und Stärken. Ein für die Lehrperson nicht ganz unaufwändiger, aber sehr effektiver Weg also, um das Kind auf seinem Weg zu bestärken. Trotz solch erfolgreicher Methoden betonte Wustmann zum Schluss ihres Referats aber vor allem eines: „Die Resilienzforschung zeigt uns keine neue Strategien oder Konzepte, sondern macht uns vor allem darauf aufmerksam, dass die bekannten Erziehungsmaximen von Vertrauen und Ermutigung noch immer wichtig sind.“

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