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Mit weniger Planung zu mehr Integration

Es ist eher unüblich, dass ein Architekt und Stadtplaner weniger Planung fordert. Tim Rieniets tat es in seinem Referat an der Sommerakademie in Engelberg. Er findet, dass Kindern vermehrt die Möglichkeit geboten werden sollte, sich Räume selbst anzueignen.

Welchen Anspruch haben Kinder an Planung und Design? Wie viel Sicherheit ist nötig und möglich? Und sind Kinder nur integrationsbedürftig oder auch integrationsfördernd? Diese drei Fragen stellte Referent Tim Rieniets gleich zu Beginn seines Referats. Es sind Fragen zum Stadtleben. Und diejenigen Fragen, die Rieniets als Stadtplaner, Architekt, Stadtbewohner und Vater eines zweijährigen Sohnes beschäftigen. Auf zwei unterschiedlichen Ebenen versuchte er in seinem Referat Antworten darauf zu finden. "Unsere Pflicht ist es, den Kindern die Stadt zugänglich zu machen", forderte Rieniets und erläuterte sein Verständnis von Stadt wie folgt: Eine Stadt sei nicht nur eine verdichtete Ansammlung von Objekten, sondern "eine räumliche Verdichtung von Beziehungen". Und der öffentliche Raum darin sei die Möglichkeit zum Sehen und Gesehen werden, aber auch der Ort, an dem die Stadtgesellschaft ihr Selbstbewusstsein erlangt.

Strasse als Spielplatz

Zur Zeit der Industrialisierung zog es viele Familien vom Land in die Städte, wo Arbeit auf sie wartete. Die Städte wuchsen schnell und waren auf diesen enormen Zuzug von Familien mit Kindern nicht vorbereitet: Spielplätze fehlten, der Wohnraum war eng. In der Folge zog es die Kinder auf die Strassen, wo sie den Raum für sich beanspruchten und ihren Fantasien freien Lauf lassen konnten. Es sei der Platz gewesen, an dem Kinder ihre eigenen Regeln gehabt haben, sagte Rieniets. Doch mit der laufenden Entwicklung wurden Kinder immer mehr aus diesen beanspruchten Räumen verdrängt. Insbesondere mit Aufkommen des motorisierten Verkehrs wurden Barrieren für Kinder geschaffen. Die Strasse konnte wegen Unfallgefahr nicht mehr als Spielplatz benützt werden. Aber auch andere Faktoren verdrängten die Kinder aus ihren Räumen. In der Folge versuchte man die Städte zu disziplinieren, erklärt Rieniets. Das heisst, dass beispielsweise der motorisierte Verkehr von den Fussgängern getrennt wurde. Man versuchte, Ordnung zu schaffen und die Funktionen eines Ortes genau zu definieren. "Heute gibt es kaum noch Flächen in der Stadt, die keiner Funktion zugewiesen sind."

Weniger Planung

Genau hier forderte Rieniets eine gewisse Umkehr zu weniger oder anderer Planung. Man solle für die Kinder mehr Freiräume schaffen und nicht alles "durchplanen". Räume, die sie selber einnehmen können. "Wenn man einen Architekten für die Planung anfragt, wird er ein Haus empfehlen", ergänzte Rieniets. Als gutes Beispiel für das Schaffen dieser Freiräume, beziehungsweise anderer Planung, nahm er eine Ruine in einem Zürcher Innenhof, die man absichtlich stehen liess und nur soweit baulich bearbeitete, damit die Sicherheit für spielende Kinder gewährleistet ist.

Auf einer weiteren Ebene ging der Referent konkret auf die Integration mittels Stadtplanung ein. Er zeigte anhand von öffentlichen Parks wie der Bäckeranlage, dem Kanzleiareal oder dem Kluspark in Zürich, wie man dort soziale als auch demografische Bevölkerungsgruppen durchmischen kann und somit Integration fördert. Sei es, weil der Spielplatz im Park beim Altersheim liegt oder weil ein Raum zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Gruppen genutzt wird, die ihre Spuren hinterlassen.

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