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Eine moralische Überforderung kann auch eine Entscheidung sein

Die renommierte Philosophin und Moderatorin der „Sternstunde“ Dr. phil. Barbara Bleisch spricht an der Sommerakademie in Engelberg über Moral und stellt die Frage, ob unsere Kritiker nicht auch unsere moralischen Helden seien.

 

 

Es gebe zwei Arten von Moralisten, zum einen die lustfeindlichen, zum anderen die Spielverderber. „Erstere betrachten alles durch die Brille der Moral“, so Barbara Bleisch. Und ethische Fragen würden sie auf die Standards der Moral hin überprüfen.

Zweite würden einem in Form unangenehmer Zeitgenossen begegnen, die bei einem Begehen die rote Karte zücken, so die Philosophin. „Doch wann dürfen sie das überhaupt? Wann ist es legitim, jemanden zu kritisieren?“, wirft sie die Frage in den Engelberger Kursaal. Bleisch richtet hier am zweiten Tag der Sommerakademie das Wort an die Teilnehmenden. In ihrem Referat „Man gönnt sich ja sonst nichts! Zwischen moralischen Helden und moralinsauren Pedanten“ versucht sie, den Unterschied zwischen Kritikern und Helden aufzuzeigen.

Auf moralische Fehler hinweisen dürften wir, wenn es erstens um Versprechungen, zweitens um unsere Aufgabe der Sanktionierung - also der Erziehung - gehe. Die Philosophin ergänzt, dass wir auch dann eingreifen können oder sollen, wenn gravierende Rechte Dritter verletzt werden oder das Spiel unmoralisch gespielt werde.

Kritiker als moralische Helden
„Wir mögen keine Kritiker“, sagt die Bleisch. Würden wir aber kritisiert, so gebe es da eine Stimme in uns, die sich fragt, ob die Kritik nicht doch berechtigt sei. Inwiefern wir die Kritik der Moralisten akzeptieren, hänge von deren Motiven ab. Stehen dahinter solche der „humanitären Intervention“ im Sinne von „die Welt retten“, so bewundern wir ebendiese Kritiker. Vor allem aber seien die Moralisten und ihre Kritik willkommen, wenn es um unsere eigenen Rechte gehe.

Moralische Überforderung
„Wir können nicht immer moralisch richtig handeln“, betont die Referentin. Unabhängig davon, ob wir die Welt retten, unser Gegenüber respektieren oder charakterstark und tugendhaft sein wollen: Egal, welcher Moral wir uns anschliessen, gewisse Dinge würden wir einfach nicht hinkriegen. Doch dann hinterfragt sie genau diese Haltung kritisch und spricht einen Satz aus, der dem Publikum vertraut zu sein scheint. „Ich kann diesem Steak einfach nicht widerstehen. Kann oder will? Sind wir in einer solchen Situation wirklich moralisch überfordert? Oder haben wir uns längst entschieden?“

Text Sofiya Miroshnyk

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