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"Raumplanung geht uns alle etwas an!"

Raumplanung ist für viele wohl nicht ein ganz alltäglicher Begriff. Anders für Simona Casaulta-Meyer. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im "Netzwerk Stadt und Landschaft" an der ETH Zürich brachte in einem einstündigen Referat "Denkanstösse im Raum – Vermittlung vor Ort" dem Publikum ihre Arbeit näher und regte zum Denken an. 

 

Selbstbewusst tritt Simona Casaulta auf die Bühne im alten Spital in Solothurn. Gleich folgt auch ihr erster Denkanstoss: "Como vuole abitare?". Für die Nicht-Italienischsprechenden übersetzt sie: Wie wollen Sie wohnen? Diese Frage stellte sie und ihr Team in Ascona. Dabei kam heraus, dass die Mehrheit der Bevölkerung keinen Verkehr in der Innenstadt möchte, schöne Gebäude bewundern möchte und den Blick auf den Lago Maggiore geniessen; so wie es heute der Fall in Ascona ist.

 

Die Raumplanung heute sieht ganz anders aus als früher. Wohn-, Gewerbe- und Erholungszonen vermischen sich und seien nicht mehr klar abtrennbar. Heute sei gewünscht, dass sich alle Zonen so nah beieinander wie möglich befinden. Raumplanung sei das Instrument, um bestmöglich auf verschiedene Wünsche einzugehen. "Deshalb geht uns Raumplanung alle an!", betont sie. Für ein besseres Verständnis brauche es Bildung, deswegen beginnen ihre Projekte bereits mit den Kindern.

 

Warum Raumplanung? Darum!

 

Mit grosser Begeisterung präsentiert Cassaulta-Meyer ihr erstes Projekt "Darum Raumplanung". Mit diesem Projekt reiste sie kreuz und queer durch die ganze Schweiz, eine Art "Tour de Suisse", sagt sie. Im Gepäck immer dabei war ein grosser Schiffscontainer, welcher jeweils mitten in der Innenstadt platziert wurde; ein Fremdkörper eben. Der Container zog jeweils viele Leute an, insbesondere Kinder. Im Container versteckten sich acht verschiedene Stationen zum Thema Raumplanung.

 

Ziel war es, durch kurze Videos den Besuchenden zu zeigen, weshalb die Raumplanung wichtig für uns alle ist. Beleuchtet wurde das Thema von verschiedenen Seiten: zum Beispiel von historischer, mobiler oder landschaftlicher Seite. Die Referentin zeigt einige Ausschnitte aus den Videos. Die teilweise kuriosen Ideen aus der Vergangenheit sorgen im Saal für Gelächter. So baute ein Mann 1975 eine "Beule" an seine Wohnung an, um so auf den Mangel an bezahlbarem Wohnungsraum aufmerksam zu machen. 

 

Ohnehin ermögliche das Medium Film einen direkten, persönlichen Zugang und wecke Emotionen, so die Referentin. Für weitere Informationen seien allerdings auch Fachpersonen vor Ort gewesen. "Dies ist wichtig", betont Casaulta. In den Containern fanden auch Führungen für Schulklassen statt. Unterrichtsmaterial und eine Ausstellungszeitung sind auch noch heute im Internet einsehbar. 

 

Ballenberg-Häuser - einst und jetzt

 

Auch das zweite Projekt besteht aus Videos. Auf dem Ballenberg in der Nähe vom Brienzersee befindet sich ein Freilichtmuseum. In diesem sind mehrere Dutzend Häuser aus früheren Zeiten der Schweiz zu bewundern wie auch traditionelles Handwerk. Diese Häuser wurden jeweils aus der ganzen Schweiz auf den Ballenberg transportiert. Heute stehen an den ehemaligen Standorten dieser HäuserTramdepots, schicke Wohnhäuser oder Autogaragen. Im ihrem Projekt "Ballenberg-Häuser – Siedlungsraum im Wandel" wurden die Standorte ausfindig gemacht und visuell wie auch akustisch dokumentiert. Mehrere Stationen wurden in den jeweiligen Häusern im Ballenberg aufgestellt.

 

Die Geräuschkulisse vom Verkehrslärm machte insbesondere Kinder aufmerksam: "Mami, Papi! Warum höre ich hier ein Tram?" und die Eltern waren schlussendlich "gezwungen" sich auch mit dem Thema zu beschäftigen. Da dies zu Diskussionen anregte, manche waren verwundert oder gar verärgert über diese Entwicklung, wurde ein Vermittlungszentrum errichtet, in dem man spielerisch sich mit dem Thema befassen konnte. Dabei sei ihr aufgefallen, dass Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen nicht werten, sondern lediglich beobachten. Auch an manchen Orten, wo heute neue Gebäude stehen, wurden Stationen aufgebaut, welche zeigen, wie es dort früher zu und her gegangen ist.

 

Lebensräume nähern sich weiter an

 

Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen: Alle diese Filme sind online abrufbar. Zudem sei geplant, ein Zentrum im Ballenberg zu errichten, welches dokumentiert, wie man früher lebte und wie heute, und sich mit der Frage befasst, wie wir in Zukunft leben wollen. Simona Casaulta beendet ihr Referat mit folgendem Zitat: "So wie du die Welt wahrnimmst, so handelst du auch" und gibt so einen letzten Denkanstoss.

 

Anschliessend tritt der Moderator Daniel Oppliger auf die Bühne und fordert das Publikum auf, noch ein paar Fragen zu stellen. Ob in Zukunft die Fabrik neben dem Spielplatz steht, will jemand wissen. "Der Trend geht klar zu einer Annäherung von Wohnen, Arbeiten und Erholen", versucht sich Cassaulta in einer Prognose. Nach der fünften Frage bricht der Moderator die Diskussion ab, zumindest im Plenum. Die Gäste strömen hinaus, holen sich ein Gipfeli oder ein Kaffee und tauschten sich weiter über das eben gehörte Referat aus.

 

Weitere Informationen zu den Projekten:

 

Projekt "Darum Raumplanung": www.darum-raumplanung.ch  

Projekt "Siedlungsraum im Wandel": www.ballenberg.ch/themen/hauslandschaften/siedlungsraum-im-wandel   

 

Text: Riccardo Schmidlin

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