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Ein Schatten meiner selbst

Hätte man mich zuvor kennengelernt, hätte man gesagt, ich sei ein Vorzeigemädchen. Ein kluges, wohlerzogenes Kind, das das Leben genoss und sein Bestes gab.

 

Doch es hatte sich einiges verändert. Ich war kein Kind mehr. Meine Kindheit hatte ich auf einem harten Weg hinter mir gelassen und ich wünschte, ich könnte die Welt wieder in einer kindlichen Naivität strahlen sehen. Ich hätte manchmal gerne etwas Konkretes, was ich für meinen Schmerz verantwortlich machen könnte. Aber das Problem lag bei mir. Ich hatte viel zu hohe Erwartungen an andere und das Leben.

 

Alles hatte damit begonnen, dass ich immer eine von vielen war. Ich war kein Einzelkind. Ich war nie die beste Freundin. Ich war nie diejenige, die man wählen würde.

 

An sich war das kein Problem. Ich lernte, mich auf andere zu konzentrieren. Mehr zu geben als zu nehmen. Lernte, die Gefühle anderer zu erkennen und zu verstehen. Zudem begann ich, mich zu verschliessen und andere nicht mit meinen Problemen zu belästigen.

 

Doch irgendwann wurde es mir zu viel.

 

Man kann sich nicht ewig um andere kümmern und sich vor den eigenen Gefühlen verstecken.

 

Und so kamen all die aufgestauten Gefühle der Jahre, all der zurückgesteckte Schmerz und die vergessene Wut, und frassen mich auf, sie wollten verarbeitet werden, aber ich konnte nicht. Ich fühlte zu viele verschiedene Gefühle und gleichzeitig fühlte ich mich schwach und verloren.

 

Und so litt mein Schlaf, meine Gedanken liessen mich nicht entkommen und hielten mich viele Nächte wach. Durchgehend war ich erschöpft. Doch noch immer nutzte ich die übrige Energie für andere, nahm mich selbst zurück und akzeptierte, dass andere mich nie so sehr lieben würden wie ich sie.

 

Ich war kaputt und ich wusste selbst nicht mehr, wie ich je wieder mehr sein sollte als ein Schatten meiner selbst. Ich liebte andere mehr als mich selbst, ich fürchtete mich sogar vor mir. Ich konnte nicht mehr. Es war nichts mehr übrig. 

 

Es hatte sich einiges verändert. Ich war kein Kind mehr. 

 

"There is no great secret. You endure what is unbearable, and you bear it. That is all." (Cassandra Clare, Clockwork Prince)

 

Text: Olivia Bernold (15 Jahre), schreibdichfrei.net

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