Information | Förderung | Politik

>> AKTUELL>> SERVICE>> ÜBER UNS>> FÖRDERN HELFEN!
Sommerakademie > Sommerakademie 2018 > Berichterstattung > 

Wie erlangen wir digitale Selbstbestimmung?

Das zweite Referat "Data to the People – aus der digitalen Feudalherrschaft in die Datendemokratie" am Dienstag bei der Sommerakademie wagt einen Blick in die Zukunft der Hochschulen.

Fast alle Anwesenden strecken die Hände in die Luft. Gerade hat Prof. Dr. Ernst Hafen in die Runde gefragt, wer in letzter Zeit kostenlose Apps downgeloadet hat. "Sie wissen schon, dass wenn Sie eine App kostenlos erhalten, dass Sie meistens dafür mit Ihren Daten bezahlen", erklärt der Systembiologe der ETH Zürich weiter. "Das ist die digitale Abhängigkeit in der wir uns befinden."

 

Uni-Einschreibung à la 2030

 

Das zweite Referat "Data to the People – Aus der digitalen Feudalherrschaft in die Datendemokratie" am Dienstag bei der Sommerakademie wagt einen Blick in die Zukunft der Hochschulen:

 

Nilla geht zum Studiensekretariat und sagt, dass sie gerne Soziale Arbeit studieren möchte. Anhand ihres Bildungskontos, das aus Daten besteht, die Nilla schon von klein auf hinterlassen hat – das Spielen am Ipad, welche Levels sie erreicht, wie sie dabei ihren Finger über den Bildschirm bewegt, welche Ebooks sie gelesen hat, was für digitale Bilder sie gemacht hat – berechnet ein Algorithmus, ob dieser Studiengang auf sie zutrifft. Vielleicht findet der Algorithmus heraus, dass Nilla eigentlich auch ganz gut für ein Architekturstudium geeignet wäre. Doch Nilla ist sich sicher: Sie möchte Soziale Arbeit studieren. Der Algorithmus gibt anschliessend fünf Personen heraus, die perfekt auf Nilla zugeschnitten sind und die mit ihr eine optimale Lerngruppe für ihr Studium darstellt. Vorlesung gibt es keine mehr, es geht nur um den optimalen Lernprozess. Individuelle Lerngruppen die voneinander profitieren.

 

So könnte eine Einschreibung an der Uni im Jahr 2030 aussehen.

 

Es ist eines der Beispiele, das Hafen nennt, um die Wichtigkeit von persönlichen Daten und deren Potenzial zu verdeutlichen. "Bildungsdaten bieten die Möglichkeit für eine personalisierte Bildung," sagt er.

 

Daten gleichmässig verteilen

 

Durch die digitale Abhängigkeit lassen sich ganz viele Daten von uns sammeln. Doch meistens haben nur andere – die grossen Firmen wie Google und Co. oder App-Betreiber – unsere Daten. "Wir sollten das Kopieren von Daten nicht Google überlassen", sagt Hafen. "Stattdessen sollten wir schauen, dass die Daten gleichmässig verteilt und kopiert werden."

 

Hafner möchte digitale Selbstbestimmung durch ein verfassungsmässiges Recht auf die digitale Kopie für die Schweiz erlangen. Durch das neue Datenschutzgrundverordnungsgesetz (DSGVO) ist diese in der EU schon gegeben. Im optimalen Fall sieht digitale Selbstbestimmung so aus: Jede*r hat eine Kopie der Daten, die er oder sie hinterlässt oder hat zumindest das Recht, diese bei allen Firmen anzufordern. "Wir entscheiden, mit wem wir die Daten teilen wollen. Individuen sind die maximalen Aggregatoren," so Hafner.

 

In einer optimalen Welt geht es dann auch nicht mehr um die Monetarisierung von Daten. Stattdessen haben wir einen sicheren Ort an dem wir unsere Datenkopien aufbewahren können und selbst entscheiden können, was wir damit machen wollen. Damit nehmen wir selbst wieder die Entscheidung in die Hand und überlassen sie nicht den großen Konzernen.

 

Daten-Genossenschaft

 

Als optimale Lösung sieht Hafner eine Genossenschaft: Er arbeitet an der ETH Zürich an dem Projekt Midata mit. In Zukunft soll Midata eine Plattform bieten, auf der Daten oder deren Kopien sicher und fair aufbewahrt und verwaltet werden können. Jeder Nutzer entscheidet selbst, an wen er die Daten weitergibt und kann sie somit zum Beispiel bewusst der Wissenschaft zur Verfügung stellen. So würde die optimale digitale Selbstbestimmung in einer idealen Welt aussehen: Künstliche Intelligenz und unser eigenes Denkvermögen vereint.

 

Hier geht’s zu 17 Fakten und Fragen zu Hafners Referat und Workshop.

 

Text: Tamara Keller

Unser Newsletter bietet jeden Monat News und aktuelle Infos zu Projekten und Partnern.

Tour de Science

Werden Sie Mitglied bei infoklick.ch und fördern Sie ganz gezielt die Partizipation von Jugendlichen. Zudem profitieren auch Sie von Vorteilen. Z.B. erhalten Sie 10 Prozent Rabatt bei der Teilnahme an unserer Sommerakademie. Hier geht's zur Anmeldung