Am Anfang erhielten die Workshopteilnehmenden einen Einblick in die Entstehung und den Hintergrund von RADIX und Herzsprung. Die schweizerische Gesundheitsstiftung RADIX ist ein nationales Kompetenzzentrum für die Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen der öffentlichen Gesundheit. Die thematischen Schwerpunkte sind Bewegung, Ernährung, psychische Gesundheit, Sucht und Gewalt. Besondere Beachtung finden die Rechte und der Schutz von Kindern.

RADIX besteht seit 1972 und ist in den Kantonen Luzern, Bern, Zürich und Lausanne zu finden. Das Präventionsprogramm der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich, "Herzsprung – Freundschaft, Liebe, Sexualität ohne Gewalt", basiert auf dem Präventionsprogramm "sortir ensemble et se respecter". Als Grundlage für dieses Programm wiederum galt ein aus den USA stammendes Programm namens "safe dates".

Formen der Gewalt

Welche Formen von Gewalt gibt es? Wieviel Gewalt erleben Jugendliche? Was bietet das Programm Herzsprung? Es gibt viele Formen von Gewalt, bei Jugendlichen ist diese ähnlich verbreitet wie bei Erwachsenen. Anhand eines Quiz erhielten die Workshopteilnehmenden einen kurzen Einblick in die Zahlen von Gewalt bei Jugendlichen. Zum Beispiel wurden 21% der Mädchen und 8% der Jungen zu sexuellen Handlungen gezwungen. 40% der Mädchen und 20% der Jungen wurden zum Konsum von pornografischen Materialien gezwungen oder wurden sogar zur aktiven Durchführung solcher Handlungen vor der Kamera genötigt.

Es sind erschreckende Zahlen und die Statistik zeigt, dass Frauen öfters Opfer von sexueller Gewalt werden, Männer hingegen eher von psychischer Gewalt betroffen sind. Die häufigste Form von Gewalt bei Jugendlichen ist das Überwachen und Einschränken zum Kontakt mit anderen Menschen über den eigenen Partner*die eigene Partnerin.

Und das Herz macht einen Sprung

Anlässlich dieser Studien wurde festgestellt, dass dies ein Thema mit grossem Handlungsbedarf ist. Die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich hat deshalb das Präventionsprogramm Herzsprung ins Leben gerufen. 2014 bis 2016 wurde in Zusammenarbeit mit der PH Zürich eine leicht überarbeitete, deutschsprachige Fassung ausgearbeitet. In dieser Pilotphase nahmen fünf Klassen am Projekt teil. Das Programm kam in der ersten Phase nicht gut an, es war zu wenig modern. So hat die Programmleitung beschlossen Videos und Lieder einzubauen. Das Projekt wird nun laufend weiterentwickelt und angepasst.

Herzsprung verfolgt vier Hauptziele:

•    Fördern von respektvollem und wertschätzendem Verhalten in Paarbeziehungen und bei Verabredungen.

•    Verringern von körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt in jugendlichen Paarbeziehungen.

•    Jugendliche lernen den Unterschied zwischen fürsorglichem und kontrollierendem bzw.missbräuchlichem Verhalten kennen.

•    Jugendliche werden befähigt Gleichaltrige zu unterstützen, wenn diese von Gewalt in Paarbeziehungen betroffen sind.

Zusammengefasst werden die Jugendlichen zum Thema Gewalt sensibilisiert. Die Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren werden jeweils von zwei Moderatorinnen und Moderatoren (Frau-Mann-Team) begleitet. Dies ermöglicht das Arbeiten in geschlechtergetrennten Gruppen. Zudem kann eine Person präsentieren, während die andere die Reaktionen im Publikum genau beobachten kann. Die Moderator*innen haben eine Herzsprung-Ausbildung absolviert. Die Ausbildung dauert zwei Tage und richtet sich an Lehrpersonen, Sozialarbeiter*innen und Jugendarbeiter*innen. Das Präventionsprogramm kann intern durch eine ausgebildete Moderatorin stattfinden oder durch einen externen Moderator. Es ist eine Frage der verfügbaren Ressourcen.

Das Programm im Detail

Das Programm wird auf die Zielgruppe angepasst und stellt sich aus fünf Modulen zusammen. Die Module sind in drei Lektionen à 45 Minutengegliedert. Für jedes Modul sind drei bis sechs Lernziele definiert. Diese nehmen Bezug auf die Kompetenzen im Lehrplan 21. Die Lernziele sind in einem Handbuch zusammengestellt, welches jede*r Moderator*in in der Ausbildung erhält. Die Lehr- und Lernformen sind dabei sehr offen und spannend gestaltet. Moderierte Diskussionen, Fallbeispiele, Filmgeschichten, Arbeitsblätter, Audioaufnahmen, Gruppen-, Zweier- und Einzelarbeiten, sowie geschlechtergetrenntes und -gemischtes Austauschen sorgen während den fünf Wochen für einen abwechslungsreichen Austausch zwischen den Jugendlichen.Der Kanton Waadt hat das Programm bereits durch die Bildungsinstitute angenommen und wird diese in den Lehrplan integrieren. Das Programm Herzsprung freut sich auf weitere Interessenten.

Zur Website: www.herzsprung.ch

Text: Noemi Dulik