Information | Förderung | Politik

>> AKTUELL>> SERVICE>> ÜBER UNS>> FÖRDERN HELFEN!
Sommerakademie > Sommerakademie 2018 > Berichterstattung > 

Medienkonsum in Sonderschulen

Am zweiten Referat am Mittwoch der Sommerakademie präsentierte Dr. phil. Achim Hättich die Ergebnisse seiner Studie MUSE. Sie zeigen als weltweit erste Studie das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen in Sonderschulen. Ein Überblick.

Im 21. Jahrhundert und speziell im Jahr 2018 ist man sich einig: Das Medienverhalten der Menschen hat sich besonders. über die letzten Jahre stark verändert. Man ist sich auch einig, dass sich das Medienverhalten der Kinder und Jugendlichen an diese Veränderungen angepasst haben. Doch welche Auswirkungen bestehen für Kinder und Jugendliche in Sonderschulen? Diesem Thema ist Dr. phil. Achim Hättich von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich im Referat „Same but different: das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen in Sonderschulen“ nachgegangen. In seinem Vortrag präsentierte er die Resultate seiner Studie Media Use of Disabled Youth (MUSE). 

 

Was ist MUSE?

 

MUSE orientierte sich im Aufbau des Fragenkatalogs an der JAMES-Studie – diese konzentriert sich zwar auf das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen in Regelschulen, trotzdem war sie für Hättich eine gute Ausgangslage für eine Vergleichsgrundlage seiner Parallelstudie. Wie schon bei JAMES wurde bei MUSE mit der ZHAW zusammengearbeitet.  

 

Die Studie ist gesamtschweizerisch aufgebaut: Es wurden 147 Jugendliche in der Deutschschweiz, 115 Jugendliche in der Romandie und 66 Jugendliche aus dem Tessin befragt. Die Jugendlichen waren zum Zeitpunkt der Erhebung im Alter von 12-19 Jahren und mussten in der Lage sein einen 14-seitigen Fragenkatalog zu beantworten. Die Studie dauerte von März 2018 bis Ende Juni 2018, wobei sie auf grossen Anklang in den Sonderschulen stiess: Die Response Rate liegt bei 100 %, was Hättich sehr freut. Die 328 Teilnehmenden teilen sich in zwei Drittel Jungs und ein Drittel Mädchen auf – dies sei im Umfeld der Sonderpädagogik durchaus realitätskonform. Das Durchschnittsalter liegt bei knapp 15 Jahren. 

 

"Disco und Facebook sind out"

 

Die Ergebnisse der Studie sind noch nicht abschliessend zu betrachten, da Hättich noch mit der Auswertung der Daten aus der Romandie beschäftigt ist. Trotzdem lassen sich die folgenden Ergebnisse festhalten: 

  • Die nicht-mediale Freizeit wird am liebsten mit Freund*innen und Training verbracht. In die Disco zu gehen ist für die meisten nicht sehr interessant.
  • 84 % verfügen über ein Smartphone. Knapp 10 % haben ein nicht-Internet fähiges Handy.
  • Die Präferenzen für Computerspiele, Sozialen Medien und der liebsten Filme deckt sich mit denen von Kindern und Jugendlichen aus Regelschulen (Fifa & Minecraft; Instagram & Snapchat, Harry Potter & Star Wars).
  • 37 % haben Probleme beim Verständnis von Medien.
  • Das Handy ist das am meisten gebrauchte Medium.
  • Die Nutzung sozialer Medien ist passiv – wie dies auch bei anderen Kindern und Jugendlichen der Fall ist. D.h. es werden Fotos hochgeladen, Posts geliked und gechattet, aber selber nur sehr selten Blogbeiträge verfasst. 

 

FOMO

 

Diese Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, denn drei Viertel der Befragten sind gar nie auf den Sozialen Medien unterwegs. Bei denen, die aber mehrmals am Tag ihren Account checken (10 % der Befragten) besteht für 12 % die Gefahr des FOMO. Das Akronym bezeichnet die Furcht etwas zu verpassen (fear of missing out). Fast zwei Drittel sehen dies aber als unproblematisch.

 

Bei einem Drittel der Befragten besteht eine moderate Abhängigkeit zu den Sozialen Medien, dabei sieht Hättich klaren Handlungsbedarf. 

 

Handlungsbedarf: Pornografie, Cybermobbing & Gewalt-Content

 

Weiter sieht Hättich den Konsum von Pornografie kritisch, da er die Werte von Kindern und Jugendlichen in Regelschulen übersteigt. Ein Drittel der Jungs und ein Fünftel der Mädchen schauen Pornos, wobei die Jungs dies auf regelmässiger Basis tun. Die Mädchen verschicken hingegen mehr erotische Fotos – erhalten davon aber auch deutlich mehr als die männlichen Befragten.  Auch Cybermobbing ist ein Faktor, der von der Hälfte der Befragten schon erlebt wurde. Dies ist alarmierend und zeigt, dass Massnahmen verlangt sind.

 

Auch beim Konsum von gewaltvollen Inhalten zeigen die befragten Kinder und Jugendlichen eine höhere Quote auf, als die Befragten bei JAMES. Hättich empfindet das Medienverhalten von Jugendlichen aus der Sonderschule als problematisch. Dennoch hält der Forscher fest, dass man die Chance nutzen muss, die Medien bieten und es deren Risiko zu unterbinden gilt.

 

Text: Olivia Borer

Unser Newsletter bietet jeden Monat News und aktuelle Infos zu Projekten und Partnern.

Tour de Science

Werden Sie Mitglied bei infoklick.ch und fördern Sie ganz gezielt die Partizipation von Jugendlichen. Zudem profitieren auch Sie von Vorteilen. Z.B. erhalten Sie 10 Prozent Rabatt bei der Teilnahme an unserer Sommerakademie. Hier geht's zur Anmeldung