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So funktionieren Stiftungen und Fundraising

Die Schweiz ist eines der Länder mit der höchsten Stiftungsdichte weltweit, rund 13'000 Stiftungen zählt man hierzulande. Doch 80 Prozent der Anträge auf Fördergelder landen bei nur 20 Prozent dieser Stiftungen – nämlich bei den grossen bekannten Namen, wie etwa die Mercator-Stiftung. Es lohne sich aber, auch kleinere, weniger bekannte Stiftungen anzugehen, sagt Workshopleiterin Lilian Weber. Denn die gute Nachricht lautet: "Stiftungen müssen ihr Geld los werden!"


Lilian Weber hat früher selber in einer Stiftung gearbeitet, der internationalen Förderstiftung Drosos. Durch ihre aktuelle Arbeit als Geschäftsführerin des Mentoringprogramms ROCK YOUR LIFE! hat sie nun auch die andere Seite kennengelernt, denn ROCK YOUR LIFE! wird selbst zu 90 Prozent durch Stiftungsgelder finanziert. ROCK YOUR LIFE! ist ein Mentoringprogramm für Jugendliche auf dem Weg in den Berufseinstieg, die im familiären Umfeld keine Unterstützung haben. Durch einen Studenten oder eine junge Arbeitnehmerin erhalten sie ein Peer-to-Peer-Mentoring und eine Begleitung auf dem Weg in die Arbeitswelt.

Doch was genau bezahlen Stiftungen? "Stiftungen lieben Projekte", sagt Weber. "Sie möchten lieber keine Personalkosten finanzieren, sondern ein sexy, innovatives Projekt." Bei ROCK YOUR LIFE!, das zurzeit an acht Standorten in der Schweiz tätig ist, hat man deshalb jeden neuen Standort als neues Projekt über eine Stiftung finanziert.

 

Das ideale Vorgehen eines Förderantrags erklärt Weber anhand eines 5-Phasen-Zyklus:

  • Qualifizieren: Was hat man anzubieten? Was will man erreichen? Wer ist die Zielgruppe?

  • Identifizieren: Welche Stiftung passt zum Projekt? Gibt es kleinere, unbekanntere Stiftungen, die in Frage kommen könnten?

  • Recherchieren: Was sind die Bedingungen? Welche Regionen werden beachtet? Was muss man beim Gesuch alles einreichen? Was sind die Eingabefristen?

  • Gesuch: Was ist das Problem? Was ist die Lösung? Was bieten wir an? Wer ist die Zielgruppe? Was soll erreicht werden? Was sind die Zukunftspläne? Kurz und präzise, übersichtlich, wenn möglich auf zehn Seiten.

  • Kultivieren: Bedanken, und zwar möglichst schnell, zum Beispiel mit einer Dankeskarte. Ausserdem Abklären: Wie möchte die Stiftung genannt werden? Hat sie ein Logo? Möchte sie im Jahresbericht erwähnt werden? Möchte sie unseren Newsletter erhalten? Eine persönliche Weihnachtskarte ist eine schöne Aufmerksamkeit, um den Austausch zu pflegen.

 

Mustergesuche, wie man sie online findet, würde Weber eher zur Inspiration empfehlen, aber auf keinen Fall als Vorlage. "Jedes Gesuch muss persönlich, emotional, einmalig sein." Dazu liefert sie auch gleich ein paar Tipps: Nehmt Bezug auf die Stiftung. Warum habt ihr diese Stiftung ausgewählt? Lest den Stiftungszweck und verweist in eurem Antrag in irgendeiner Form darauf. Auch ein persönlicher Begleitbrief ist für Weber ein Muss: "Sprecht die Person persönlich an, mit richtiger Adresse, und unterschreibt den Brief."


Ein Projekt gut zu "verkaufen", sei nicht immer einfach. Deshalb empfiehlt Weber: "Übt das Pitchen zuerst, zum Beispiel im Freundeskreis. Ich habe meinen Pitch immer zuerst meinen Eltern erzählt. Wenn sie es nicht verstanden haben, wusste ich, ich muss es anders formulieren."


Eine oft gestellte Frage sei die Höhe des Gesuchs. Hier empfiehlt Weber zu recherchieren, wie hoch das Budget der Stiftung ist und wie viele Projekte sie finanziert, um realistisch abschätzen zu können, was für ein Betrag möglich ist. Auch sollte man immer eher etwas höher budgetieren, für den Fall, dass man weniger Geld erhält.


Wichtig ist übrigens auch Transparenz: Im Antrag sollte man transparent aufzeigen, welche anderen Stiftungen man noch anfragt oder von wem man bereits Geld zugesprochen erhalten hat. "Die Stiftungen kennen sich untereinander", sagt Weber. Der Rest ist Übungssache, Fleissarbeit und – last but not least – natürlich auch ein bisschen Glück. In diesem Sinne: Alles Gute für eure Projekte!

Linksammlung:

(Text: Eva Hirschi, Bilder: Raphael Hünerfauth)

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