Information | Förderung | Politik

Schweiz|Mittelland|Nordwestschweiz|Ostschweiz|Projektstelle Zürich|Zentralschweiz|Romandie|Svizzera italiana
RSS Newsfeed | Besuche infoklick.ch auf Facebook | Besuche infoklick.ch auf Instagram | 
 DE | FR | IT
>> AKTUELL>> SERVICE>> ÜBER UNS>> FÖRDERN HELFEN!
Schweiz > AKTUELL > News > 

Die Jugend als Zukunft der Schweiz?

27. November 2011

Kommentar von Annelies Münch, Vorstandsmitglied der Kinderlobby Schweiz

Parteiprogramme sind Werbekataloge, in denen die Politik angepriesen wird, die ich am Wahltag mit meiner Stimme kaufen soll. Jede Partei sucht sich dabei ins beste Licht zu rücken, um den Vorzug vor der Konkurrenz zu erhalten. Entsprechend sind die Programme denn auch gestaltet. Hochglanzpapier und prächtige Fotos bei den grossen bürgerlichen Parteien, nüchterner Text bei den linken, meistens um Umfang von etwa 20–30 A4-Seiten Seiten, die bei SP auf 66 dicht beschriebene Seiten anwachsen und bei der SVP gar zu einer 124-seitigen reich mit Bildern, Tabellen gestalteten Broschüre wird. Die Bilder reden eine deutliche Sprache:

Eine Schweizer Fahne über strahlend blauer Bergwelt, gefolgt von einem Bauerndorf mit Gotthelf-Ambiente und eine durchgestaltete Alpszene mit Trachten tragenden Appenzellerbauern auf der Alp am Anfang des SVP-Programms sagen deutlich, wo es hingehen soll. Bei der FDP von der blauen Parteifarbe geprägte kühle Bildstrecken, die eine urbane, wirtschaftlich tätige Schweiz zeigen mit Ausflügen in die Sonnenstube Tessin, der Heimat des Parteipräsidenten. Familienbilder mit der typischen Zwei-Kind- Familie bei unbeschwerter Freizeit und strahlende Eltern mit einem nicht minder strahlenden Baby zieren die Vor- und Rückseite des CVP-Parteiprogramms. Es ist das einzige Programm, bei dem Kinder so ins Bild gerückt werden. Nur in der SVP-Broschüre findet sich noch ein Foto, bei dem Eltern mit ihrem Kind eng zusammengerückt vor ihrem Eigenheim posieren, das vor linken Raubzügen geschützt werden muss. Sonst sind kaum Kinder oder Jugendliche zu sehen. Erziehung und Familie ist Privatsache sagen die bürgerlichen FDP und SVP wie übrigens auch die GLP.

 

Bei der CVP hingegen ist die Familie «“Keimzelle“ unserer Gemeinschaft Schweiz»; in ihr «lernen die Kinder am einfachsten, Verantwortung zu tragen, und sie erleben Solidaritäts- und Gemeinschaftssinn.». Die Familie und mit ihr die Kinder haben also im Gegensatz zu den anderen bürgerlichen Parteien im Zentrum der politischen Aufmerksamkeit zu stehen. Dies entspringt nicht zuletzt der Erkenntnis, dass mangelnde Kinderfreundlichkeit sich negativ auf die Geburtenrate auswirkt, was fatale Folgen für die Schweiz hat, wie die CVP festhält. Entsprechend finden sich in fast allen Parteiprogrammen Hinweise und Forderungen, wie Familien vor allem finanziell und in der Betreuung von Kindern entlastet werden können. Über alle politischen Lager hinweg ist man sich zudem einig, dass ein hoch stehendes Bildungssystem für die Zukunft der Schweiz vital ist, wobei man rechts den Leistungswillen betont, während links auch der soziale Ausgleich und die Chancengleichheit im Blickfeld sind.


In den Parteiprogrammen ganz gleich welcher Couleur sind Kinder und Jugendliche zunächst einmal ein Kapital, das für die Zukunft dieses Landes richtig zu platzieren und gewinnbringend anzulegen ist. Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen selbst werden kaum thematisiert. Nur gerade die CVP will mehr Mitsprache für die Jugendlichen „unterstützen“, die Umsetzung der Kinderrechtskonvention „anstreben“ und das Demokratiebewusstsein „fördern“. Auch die BDP will die Jugendlichen in die Entscheidungsprozesse einbeziehen, da ihnen die Zukunft gehört. Damit ist aber nicht die Übertragung von Rechten gemeint, sondern eher die konservative Förderung des „politischen Verständnisses“ im Interesse einer künftigen Politik. Die FDP fordert ihrerseits, den Abbau der übermässigen Bevormundung von Jugendlichen durch Schutz- und Verbotsbestimmungen. Über die vagen Formulierungen hinaus erfährt man aber nichts über konkrete Vorstellungen zur Umsetzung der löblichen Absichten.

 

Einzig die SVP ist in Sachen Konkretheit ihren Konkurrenten einen Schritt voraus. Sie fordert eine Verschärfung des Jugendstrafrechts zur Bekämpfung der Jugendgewalt und macht damit klar, dass ihre Vorstellung von der Entwicklung von jungen Menschen hauptsächlich durch autoritäre Vorstellungen geprägt ist. Parteiprogramme, das lernt die Lektüre, haben zuvorderst deklamatorischen Charakter und dienen als Identifikationsplattform für Gleichgesinnte. Und sie wenden sich an Wählerinnen und Wähler, die an der Urne ihre Stimme abgeben können. Wer keine politischen Rechte hat, kommt nicht vor oder allenfalls als Gegenstand politischer Überlegungen. Kinder und Jugendliche haben keine solchen Rechte, und kein einziges Programm fordert solche für sie, wenn man vom zaghaften Streben der CVP nach mehr Mitsprache absieht. Wenn aber gleichzeitig überall festgehalten wird, dass die Zukunft der Schweiz in der Jugend liegt, so ist der sich durch alle Programme ziehende Widerspruch evident.



Unser Newsletter bietet jeden Monat News und aktuelle Infos zu Projekten und Partnern.

Werden Sie Mitglied bei infoklick.ch und fördern Sie ganz gezielt die Partizipation von Jugendlichen. Zudem profitieren auch Sie von Vorteilen. Z.B. erhalten Sie 10 Prozent Rabatt bei der Teilnahme an unserer Sommerakademie. Hier geht's zur Anmeldung

POSTE DEINE GESCHICHTE

Schreibdichfrei.net ist ein interaktives Schreibprojekt für junge Menschen, bei dem deine Ideen und dein Feedback gefragt sind.

Beratung und Tipps für Jugendliche

Auf tschau.ch findest du Antworten zu Themen aus deinem Alltag. Berater von tschau.ch helfen dir auch weiter, wenn es in der Schule oder mit der Familie und Freunden Stress gibt. Dazu kommen Tipps zum Wohlfühlen und Geniessen der Freizeit. 

Infos für dich. Nicht nur zu Liebe, Sex und Zärtlichkeit, sondern auch für Schule, Beruf und Projekte. Klick!

EXTRAS

Infocard

Förderung

Mit finanzieller Unterstützung des Bundes im Rahmen des Kinder- und Jugend-förderungsgesetzes (KJFG)