Umfrage: Ein Viertel zeigt fremdenfeindliche Haltung
Wie entwickeln sich Rassismus und Diskriminierung in der Schweiz? Wer ist wie eingestellt und warum? Antworten auf diese Fragen hat die Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) zusammen mit dem Forschungsinstitut gfs.bern von 2010 bis 2014 gesucht. In einstündigen Interviews wurden in verschiedenen Jahren je 1000 Schweizerinnen und Schweizern sowie 700 Ausländerinnen und Ausländern befragt. Jetzt liegt der Bericht vor, wie die Fachstelle für Rassismusbekämpfung informiert.
Erhoben wurden Verbreitung und Entwicklung von rassistischen, fremdenfeindlichen, muslimfeindlichen und judenfeindlichen Einstellungen. Die Aussagen wurden in Indexwerten zusammengefasst. Zu rassistischen Einstellungen wurden zwei Index-Werte erhoben, wie die Fachstelle mitteilt. Der eine bezieht sich auf das Gefühl, durch die Anwesenheit von Personen wegen Hautfarbe, Sprache, Religion oder Nationalität gestört zu werden. Er betrug fünf Prozent (2012) bzw. sechs Prozent (2014), wie es in der Medienmitteilung heisst. Der zweite Wert misst die Ablehnung bestimmter Menschengruppen als potentiellen Nachbarn. Er sank von 17 Prozent (2010) auf 13 Prozent (2014), 2012 betrug er 8 Prozent.
Muslimfeindliche Einstellungen markant abgenommen
Antisemitische Einstellungen haben laut der Fachstelle von 15 Prozent (2010, 2012) auf 11 Prozent (2014) abgenommen. Der Wert habe sich auch nach der Zunahme antisemitischer Äusserungen im Internet im Sommer 2014 nicht verändert. Das habe eine zusätzliche Telefonumfrage ergeben, mit der die Methode getestet wurde.
Muslimfeindliche Einstellungen nahmen in der Beobachtungsperiode markant ab, heisst es im Bericht: sie lag 2010 bei 45 Prozent, 2014 bei 19 Prozent. Skepsis gegenüber dem Islam habe von 45 Prozent auf 33 Prozent abgenommen. Eine mögliche Erklärung für die Veränderungen sind die Diskussionen rund um die Minarettinitiative vom November 2009, glauben die Experten.
Mehrheit sieht Rassismus als grosses Problem in der Schweiz
24 Prozent der Befragten zeigen 2014 eine systematisch fremdenfeindliche Haltung, teilt die Fachstelle mit. 2010 waren es 30 Prozent. Die Bedeutung der Nationalität bei potentiellen Arbeitskolleginnen und -kollegen habe von 18 Prozent (2010) auf 27 Prozent (2014) zugenommen. Bei Nachfrage zeigt sich, dass eher Menschen von ausserhalb der EU abgelehnt werden.
Eine Mehrheit der Befragten sieht Rassismus als sehr ernstes oder eher ernstes gesellschaftliches Problem an. Aber: Dieser Wert ist von 71 Prozent im Jahr 2010 auf 56 Prozent im Jahr 2014 gesunken.
Die ganze Studie gibt es hier zu lesen.