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Die 7. Sommerakademie ist „o’zapft“

Die Sommerakademie ist ursprünglich aus einer "Bieridee" entstanden. Eröffnet wurde die Sommerakademie 2014 mit einem Referat über Medizin, Recht und Ethik. "O‘zapft is."
Text: Ursina Ghilardi

Eine "Bieridee" sei die Sommerakademie einst gewesen, erinnert sich Markus Gander, Geschäftsführer von Infoklick.ch, in seiner Eröffnungsrede mit einem Schmunzeln. Nun findet sie bereits zum siebten Mal statt, dieses Jahr zum Thema "Wertebarometer". Markus Gander bedankt sich in seiner Rede bei Ursula Weber, die die "Bieridee" in die jetzige Form gegossen und die Sommerakademie möglich gemacht habe.

Zum ersten Mal findet die Veranstaltung ohne Gian-Andri Casutt statt, der ebenfalls massgeblich an der Entstehung beteiligt war. Grund dafür seien private und berufliche Veränderungen, erklärte Markus Gander. Seinen Part als Moderator übernimmt Dominik Büchel. Anschliessend begrüsst Gemeindepräsident Alex Höchli im Namen der Gemeinde Engelberg die Teilnehmer. Die Sommerakademie sei eine "wertvolle Veranstaltung" und zu einem festen Teil der Engelberger Kongresse geworden, stellt er in seiner kurzen Rede fest.

RECHT UND ETHIK IN DER MODERNEN MEDIZIN

Das Eröffnungsreferat hält Prof. Dr. jur. urt. Brigitte Tag vom Rechtswissenschaftlichen Institut der Universität Zürich zum Thema "Recht und Ethik in der modernen Medizin".

Text: Ursina Ghilardi, Fotos: Daniel Barnbeck

Wie diese drei Disziplinen stetig ineinandergreifen und zusammenhängen, erläutert sie informativ und mit vielen aktuellen Beispielen gespickt: Die gegenwärtige Diskussion über Präimplantationsdiagnostik findet ebenso Platz wie die Frage nach der Veröffentlichung gesundheitlichen Daten in sozialen Medien. Ebenso zeigt sie am Beispiel der Operation von Babys mit nicht eindeutigem Geschlecht auf, dass sich in der Medizin Werte verändern können. Geschehnisse der Vergangenheit solle man aber nicht einfach verurteilen, sondern davon ausgehen, dass nach damaligem Stand der Technik nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt wurde.


Horizonterweiterung

Die Referentin reduziert die Medizin nicht auf Diagnose, Therapie und Nachsorge, sondern zeigt die vielen Bereiche der Gesellschaft in der Medizin: Von Politik, Wirtschaft und Recht über Psyche, Ethik und Philosophie. Auch religiöse und pädagogische Fragen berühren die Medizin, etwa wenn ein Kind beschnitten oder ihm ein gesunder Lebensstil schmackhaft gemacht werden soll.

Informativ und grundlegend

Ganz Dozentin, erklärt Brigitte Tag ausführlich den Unterschied zwischen Ethik, Moral und Recht. Ethik, die sowohl auf Gefühlen als auch Argumenten basiert, ist die Reflexion der Moral. Die Moral wiederum stellt die gelebten Überzeugungen und Wertvorstellungen einer Gesellschaft dar. Kinder hätten dabei ein besonders gutes Gespür dafür, was als "ethisches Minimum" gilt. Das Recht: Was dort drinsteht, kann zwangsweise durchgesetzt werden und ist die Basis, die die Ethik unbedingt einhalten muss. Als Rechtsrahmen gelten in der Schweiz die Europäischen Konventionen, Bundesgesetze sowie kantonale und standesrechtliche Regelungen. "Das Referat gab einen guten Einblick in das Thema. Es legte grundlegende Sachverhalte dar, die jedoch nicht jedem bekannt sein dürften", meint ein Zuhörer später beim Abendessen.

Sind Kinder urteilsfähig?
Ebenfalls grundlegend, aber trotzdem überraschend scheint die Aussage, dass jeder ärztliche Eingriff rechtlich gesehen eine Körperverletzung darstellt. Gerechtfertigt wird diese Körperverletzung mit der Einwilligung durch den Patienten. Damit er urteilsfähig ist, muss er so aufgeklärt werden, dass er den Eingriff verstehen kann. Somit stellt sich die Frage nach der Urteilsfähigkeit von Kindern: Wann sollen sie selber über eine Operation entscheiden können, wann die Eltern an ihrer Stelle? Wie kann das Wohl des Kindes in komplexen medizinischen Situationen sichergestellt werden? Darf ein Arzt einer 13-Jährigen auf deren Wunsch, aber ohne Einwilligung der Eltern, die Pille verschreiben? Das Publikum lässt sich auf die Fragen der kompetent auftretenden Referentin gerne ein. Das Ganze beschränkt sich jedoch auf die Suche nach korrekten Antworten und führt nicht zu einem Meinungsaustausch. In diesem Fall lautet die Lösung: Die Urteilsfähigkeit wächst bei Kindern sozusagen mit, sie ist jedoch auch von der Art des Eingriffes anhängig.

Mehr Herausforderung gewünscht

Recht, Ethik und Medizin bilden einen Themenkomplex, der viele brisante Fragen aufwirft und an die Substanz gehen kann. "Ich hätte mir mehr Biss und einen klaren Standpunkt von Frau Tag zu den angesprochenen Themen gewünscht, was zu einer angeheizten Diskussion geführt hätte", findet ein Zuhörer. Tatsächlich wies das Referat Ähnlichkeiten zu einer Einführungsvorlesung auf. An sachlichen Informationen und Beispielen mangelte es nicht, wohl aber hätte man die "Einführung" kürzer gestalten und im Hauptteil mehr herausfordern können, sei es in einer Diskussion mit dem Plenum, sei es für jeden persönlich. Schliesslich gehen Organspenden, DNA-Untersuchungen und elektronische Patientendossiers alle etwas an, aber Antworten auf die damit einhergehenden Probleme zu finden, ist nicht leicht. Mehr konkrete Denkanstösse wären willkommen gewesen.

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