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Vom Ich zum Wir: Eine Aufgabe, die uns ein Leben lang beschäftigt

Die soziale Identifikation bestimmt unser Handeln, Leben und auch Leiden. Wer sich des Zusammenspiel des Ichs und Wir bewusst ist, kann dieses auch beeinflussen. Wie das geht, zeigte Prof. em. Dr. Theo Wehner in seinem Referat am Dienstagnachmittag auf. 

 

Ein kurzer, trockener Lacher leitet den zweiten Teil des Dienstagsprogramms ein. Er stammt von Prof. em. Dr. Theo Wehner, der das Nachmittagsreferat zum Thema "Ich oder Wir, welchen psychologischen Unterschied macht das?" halten wird. "Die Psychologie hat ein Problem", erklärt er seinen Lacher. "Zu lange hat sie sich mit dem Ich, mit der Seele befasst." Und dabei hätte man ganz vergessen: "Es kommt auch auf den Kontext an – wo leben wir, mit wem interagieren wir." Wehner, der nach 79 Semestern Dozententätigkeit an der ETH Zürich soeben in den Ruhestand getreten ist, will in der kommenden Stunde aufzeigen, wie man vom "Ich" zum "Wir" kommt. 

 

Zu starke soziale Identifikation verursacht Leiden

 

Dabei geht es laut Wehner vor allem auch darum herauszufinden, wie viel ich im wir fehlt und wieviel wir im ich fehlt. Denn – wie bei den meisten Dingen im Leben – kommt es auch beim "Ich" und "Wir" auf die Balance an. Mit dem "Ich" meint Wehner die Selbstidentifikation und den Grad an Selbstbestimmung und Freiheit, die ein Mensch erfährt. Das "Wir" steht für die soziale Identifikation. Diese "Verschmelzung" mit einer Gruppe oder Organisation lässt sich auf verschiedenen Ebenen messen – kognitiv, affektiv, exklusiv oder anhand des Verhaltens.

 

Als überspitztes Beispiel nennt Wehner hier junge Menschen, die in den Jihad ziehen. "Hier erreicht die Identifikation mit der Gruppe den Höchstwert, einen sogenannt heiligen Wert." Dieser stehe im Gegensatz zu einem sehr geringen Freiheitswert und führe so unbewusst zu einem starken Leidensdruck.  Das Zusammenspiel des "Ich" und "Wirs" zeigt sich aber nicht nur in solchen Extremfällen, sondern im Alltag jedes Menschen. So zum Beispiel im Arbeitsleben. Wehner lädt das Publikum an diesem Punkt ein, sich selber einem kleinen Text zu unterziehen. Anhand einer Skala kann jeder ganz einfach untersuchen, wie stark er sich mit seinem Arbeitgeber und seinen Teamkollegen identifiziert. Dieser Wert bietet für Wehner eine Arbeitsgrundlage. Wer sich gestresst oder unwohl fühlt, muss etwas an seinen Identifikationswerten ändern, erläutert Wehner.

 

Eine lebenslange Aufgabe

 

Wehner nimmt hier auch die Gesellschaft in die Verantwortung: "Wir sind sehr ‚Ich‘ orientiert", führt er aus. Dies bringt Vorteile mit sich. Aber nicht nur. "Es ist nicht immer das ‚ich‘ verantwortlich und muss sich anpassen – auch das ‚Wir‘  kann man ändern", so Wehner. Das persönliche Wohlbefinden und Stressempfinden kann beeinflusst werden, indem man an seinen Identifikationswerten mit dem Team oder der Organisation arbeitet.

 

"Nähe und Distanz", fasst es der Arbeitspsychologe in zwei Schlagworten zusammen. "Ein Thema, welches uns unser ganzes Leben beschäftigen wird."  Zum Abschluss gibt Wehner den Sommerakademie-Gästen noch einen Tipp auf den Weg für ein harmonisches Ich-Wir-Gefühl. "Die beste Haltung ist, allzeit bereit zu sein für einen Perspektivenwechsel." Wer die Perspektive der anderen übernehmen und verstehen kann, der kann Konflikte lösen und "vom Ich zum Wir werden".

 

Mehr zur Person: https://www.ethz.ch/de/die-eth-zuerich/organisation/who-is-who/emeritierte-professorinnen-und-professoren/details.html?persid=79532

 

Handout: Hier gibt es die Präsentation von Theo Wehner zum Download.

Lektüre: "Wir Egoisten" - Auszug aus dem Magazin der Uni Zürich.

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